Freiheit durch das Wandeln im Geist
In welchem Zustand befinden sich viele Christen?
Galater 5,17 – Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, und der Geist wider das Fleisch; dieselben sind widereinander, daß ihr nicht tut, was ihr wollt.
Anmerkung: Oft fühlen sich Christen eher wie in einer Falle als frei.
Welche Lösung gibt Paulus?
Galater 5,16 – Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
2 Korinther 3,17 – Denn der HERR ist der Geist; wo aber der Geist des HERRN ist, da ist Freiheit.
Anmerkung: Paulus macht deutlich, dass das „Wandeln im Geist“ Freiheit von der Begierde des Fleisches und somit von der in Galater 5,17 erwähnten Falle schenkt.
Was bedeuten Fleisch und Geist?
Römer 8,7 – Denn fleischlich gesinnt sein ist wie eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht.
Römer 8,14 – Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Anmerkung: Siehe auch Galater 5,19–22. Paulus verwendet hier zwei gegensätzliche Begriffe, um einen klaren Kontrast darzustellen: Auf der einen Seite steht die menschliche Natur ohne Gott, die von sündhaften Neigungen beherrscht wird und vergänglichen Bedürfnissen nachgeht. Auf der anderen Seite steht ein Leben, das vom Geist Gottes geleitet wird, in dem Gottes Wille an erster Stelle steht und der Kampf gegen das Fleisch bewusst geführt wird.
Was bedeutet es im Geist zu wandeln?
Römer 8,1-2 – So ist nun nichts Verdammliches an denen {So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die}*, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.
1 Johannes 3,19-20 – Daran erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm damit stillen, daß, so uns unser Herz verdammt, Gott größer ist denn unser Herz und erkennt alle Dinge.
Anmerkung: Im Geist zu wandeln bedeutet, in Christus zu sein – in seiner Gerechtigkeit und Geborgenheit – und daher nicht verdammt zu sein. Einerseits heißt das, im Gericht nicht verurteilt zu werden, weil wir das Opfer und die stellvertretende Rolle Jesu Christi angenommen haben. Andererseits heißt das, nicht ständig und vehement von unserem Herzen und Gewissen verurteilt zu werden, obwohl wir alle Sünder sind (Römer 3,23). Im Geist zu wandeln bedeutet daher, nicht mehr verdammt und frei von Schuld zu sein – auch wenn das nicht Sündlosigkeit bedeutet.
Spricht Paulus von der Freiheit in der Sünde?
Galater 5,13 – Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.
Römer 6,1-2 – Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind?
Anmerkung: Nein, denn Freiheit in der Sünde ist in Wirklichkeit eine Form der Knechtschaft.
Was bedeutet es noch im Geist zu wandeln?
Galater 5,24-25 – Welche aber Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.
Römer 8,13 – Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben.
Anmerkung: Die zweite Bedeutung von „im Geist zu wandeln“ – also vom Geist geleitet zu werden – besteht darin, nicht länger Sklave des Fleisches und der Sünde zu sein. Es ist die Freiheit von der Macht der Sünde, von der Paulus hier spricht.
Spricht Paulus von der Freiheit in den Bemühungen gegen Sünde?
Galater 5,1 – So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen.
Johannes 8,36 – So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.
Anmerkung: Die wahre Freiheit von Sünde ist nicht gleichzusetzen mit der Freiheit in den eigenen Bemühungen gegen Sünde. Ein aufrichtiger Wandel darf nicht zum Selbstzweck werden. Bestrebungen zur Selbstbeherrschung führen nicht zur Freiheit, sondern zur Knechtschaft. Wahre Freiheit kommt nur von Christus. Sowohl Freiheit in der Sünde als auch eine übertriebene Fixierung auf Selbstbeherrschung sind letztlich Ausdruck von Egoismus!
Freiheit von Egoismus
Wie kann man also die wahre Freiheit im geistlichen Wandel erlangen?
Galater 5,13-16 – Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern. Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ So ihr euch aber untereinander beißet und fresset, so seht zu, daß ihr nicht untereinander verzehrt werdet. Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
Anmerkung: Die dritte Bedeutung von „im Geist zu wandeln“, die zur wahren Freiheit führt, besteht im Dienst an einander „durch die Liebe“. Wahre Freiheit finden nicht jene, die egoistisch nach Unterdrückung des Gewissens oder ebenso egoistisch nach Selbstbeherrschung streben, sondern diejenigen, die dem Ruf Christi zum Dienst folgen. Der Fokus sollte daher nicht auf dem Abwägen von Gnade und Gerechtigkeit liegen – denn dadurch richtet sich der Blick auf das eigene Ich. Man versucht, das Gefäß der Schuld oder eigenen Sündhaftigkeit zu leeren, anstatt es mit etwas anderem zu füllen: dem Dienst am Mitmenschen. Hätte David seine Zeit mit dem Dienst an seinem Volk gefüllt, wäre er vielleicht gar nicht erst auf dem Balkon beim Anblick von Batseba in Versuchung geraten.
Zu welchen Früchten des Geistes führt das Wandeln im Geist?
Galater 5,22-23 – Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit {Selbstbeherrschung}. Wider solche ist das Gesetz nicht.
Anmerkung: Es ist bemerkenswert, dass die meisten – wenn nicht alle – Früchte des Geistes sich in erster Linie auf den Umgang mit anderen Menschen beziehen. Dennoch setzen viele Christen, um Freiheit zu erlangen, vor allem auf Selbstbeherrschung– obwohl sie als Letztes genannt wird!
Wird man automatisch einfach von der Sünde befreit, wenn man dient?
Galater 6,1-2 – Liebe Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Matthäus 26,41 – Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
Anmerkung: Wir sollen wachsam sein und bewusst wandeln, damit wir nicht in Versuchung geraten und fallen. Dennoch wird der Dienst am Mitmenschen und an den Geschwistern auch in Galater 6,1–2 als zentraler Fokus hervorgehoben.
Scheinen Dienst und Freiheit nicht Gegensätze zu sein?
1 Korinther 9,19 – Denn wiewohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knechte gemacht, auf daß ich ihrer viele gewinne.
1 Johannes 3,16 – Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.
Anmerkung: Ja, es scheint paradoxerweise wirklich so zu sein. Es ist für uns in den allermeisten Fällen nicht notwendig unser Leben buchstäblich für andere zu geben, denn Christus hat das bereits getan (Markus 10,45). Aber wir sollen unser Leben mit Dienst für andere füllen!
Römer 12,1-2 – Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.
Anmerkung: Römer 12 spricht von einem Dienst – zunächst gegenüber Gott, dann auch innerhalb der Gemeinde (ab Vers 3). Sich dem Werk Gottes zu verpflichten, ist wahre Freiheit. Siehe auch Psalm 119,45.
Kann auch der Dienst falsch verstanden werden?
1 Korinther 13,3 – Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.
1 Petrus 5,2 – Weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund …
Anmerkung: Der Dienst darf kein Selbstzweck sein und soll aus einer richtigen, gottzentrierten Motivation heraus erfolgen.
Fußnoten
* Aus der Schlachter 2000; alle anderen Bibeltexte aus der Luther-Übersetzung von 1912.
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